• Nette Strände

Wie lebt es sich in Brasilien

Pauschal lässt sich natürlich nicht über Brasilien reden. Das Land ist fast 25 mal so groß wie Deutschland. Tausende von Kilometern von Nord nach Süd und ebenso von Ost nach West.

Die Klima-Zonen unterscheiden sich voneinander und die Mentalitäten der Brasilianer natürlich auch.

Generell sind die Brasilianer ein offenes Volk.Ich habe nie Schwierigkeiten gehabt, mit den Menschen hier ins Gespräch zu kommen. Wenn man selber offen ist und die Sprache spricht, dann kann man sich hier wirklich zu Hause fühlen.

Es mag an mir selber liegen, aber in Indien oder Südostasien habe ich mich nie so wohl gefühlt wie hier. Und islamische Staaten kommen für mich ehre nicht in Frage, da ich Atheist bin, gerne Alkohol trinke und mein Maul nicht halten kann. Ich habe zwar auch schon in wiederholt in Tunesien und Ägypten Urlaub gemacht und mir hat es dort auch gefallen. Aber niederlassen möchte ich mich dort nicht. Das muss natürlich jeder für sich selbst entscheiden.

Freiheit

Zurück zu Brasilien, was mir hier außer der menschlichen Komponente gefällt, ist die Trennung von Staat und Bürger.Viele Gesetze wie der Schutz des Eigentums, der Gesundheit werden hier natürlich Widerspruchslos akzeptiert (leider von einigen auch nicht, aber dafür hat man die Polizei), aber Gesetze wo es um die Einschränkung der Freiheiten des Bürgers geht, werden hier nicht wie vom deutschen Michel befolgt.

Wenn man hier als Privatperson ein Haus bauen möchte, dann kauft man das Baumaterial, verständigt sich mit Bauarbeitern und schaut dem Hausbau zu. Eigentlich gäbe es zwar Vorschriften für alles, aber wenn man nur seine eigene Hütte baut und kein Projektanbieter ist, dann juckt das keinen. Das ist eine Freiheit die ich hier richtig genießen kann.

Klima

Es ist hier (an der Küste im Nordosten) nie kalt. Die dunklen Tage im Winter gibt es nicht. Hier im Osten hat man sich eine zusätzliche Klimazone gespart. Also geht die Sonne gegen 5 Uhr auf und um 17 Uhr unter. Das ist gewöhnungsbedürftig aber akzeptabel. Aber Sommer wie Winter steigt die Sonne in den Zenit.

Die für mich deprimierenden Wintermonate, wo die Sonne sich nur etwas über den Horizont erhebt, hinter dem Haus oder Wald im Süden bleibt, und dann wieder verschwindet, die hat man hier wirklich nicht.

Die Niederschlagsmenge hier ist etwas höher als in Erlangen/Franken wo ich aufgewachsen bin. Aber sie braucht nicht so lange bis sie auf den Boden kommt. Wo in Deutschland im November für 3 mm Niederschlag die Woken einen mit tagelangem kaltem Nieselregen befeuchten, knallt die Chose hier in ein paar Minuten runter und dann hat man auch wieder seine Ruhe.

Durch die Sonne im Zenit und tropischen Regenfällen, ist natürlich jeder normale Aufenthaltsort überdacht.Da hält man es das ganze Jahr gerne aus. Sei es am Strand, im Restaurant oder auf der eigenen Terasse.

Kaufkraft

Bei der Kaufkraft muss man zwei Situationen unterscheiden.

  1. Kapital aus Europa
  2. Kapital aus Brasilien

Im ersten Fall ist die Kaufkraft im Normalfall um den Faktor 2 bis 5 höher. Grundnahrungsmittel eher Faktor 2. Restaurants eher Faktor 5. Hier kann man z.B. immer noch für unter 10 Euro pro Person in eine Churrascaria gehen. Dort gibt es frisch gegrilltes Fleisch, so viel man kann, ein reichhaltiges Buffet mit Sushi, Salaten, Suppen, Gemüse, Obst bis zu Süßspeisen.

Ein günstiges Bier gibt es in einer einfachen Bar für 1,25 Euro und hat 660 ml. Ein Glas Zuckerrohrschnaps (Cachaça) kostet eben so viel. Natürlich gibt's Limetten und Eis kostenlos dazu.

Im zweiten Fall schaut es schon wieder anders aus, da ja die Löhne hier deutlich niedriger sind, als in Deutschland.

Im Kapitel Lebenshaltungskostengibt es dazu noch mehr Informationen.

Immobilien

Möchte man hier ein Haus bauen oder mieten schaut es deutlich besser aus, als in Deutschland. Die Baumaterialien sind deutlich billiger, und man kann auch viel einfacher bauen, da man ja z.B. keine Wärmedämmung braucht. Die Kosten für Arbeitskräfte hängen stark von der Region ab. Im Süden, z.B. Rio oder Sao Paulo, dürften sie ein mehrfaches vom Nordosten betragen. Hier in João Pessoa bezahle ich pro Tag für einen Maurer samt Gehilfen knapp 40 Euro pro Tag.

Wenn ich in Deutschland mir ein Einfamilienhaus kaufen wollte, würde ich derzeit vielleicht 1.000.000 Euro hinblättern müssen. Bei einem Verdienst von 10.000 Brutto und einer Familie mit zwei Kindern hätte ich ein Netto-Gehalt von knapp 7000 Euro. Dem stehen entsprechend Bürgergeld 2500 bis 3000 Euro Lebenshaltungskosten gegenüber. Blieben also theoretisch 4000 Euro für die monatliche Finanzierung bei Annuitätendarlehen. Also 27 Jahre Lebensarbeitszeit, auf Bürgergeldniveau.

In Brasilien kostet so eine Hütte zwischen 50.000 und 150.000 Euro. Das kann man sich auch ersparen. Dazu braucht im oben genannten Beispiel noch drei Jahre für die Finanzierung. Also 24 Jahre gespart.

Sicherheit

Ich kenne jetzt nicht die Brennpunktbezirke von Deutschland, sondern habe viel im beschaulichen Mittelfranken verbracht. Im Vergleich dazu geht es in Brasilien teilweise schon etwas ruppiger zu.

Ich bin bisher im Schnitt alle zehn Jahre mal überfallen worden und habe insgesamt dabei etwa 100 Euro verloren. Das deutsche Finanzamt hat mich etwas mehr in der Zeit gekostet.

Es ist normal, wenn man hin und wieder sein Handy abgeben muss. Meiner Frau ist das noch nie passiert, meinen Schwägerinnen schon. Die meisten Verbrechen mit Todesfolge spielen sich zwischen rivalisierenden Banden ab. Da habe ich wirklich kein Problem damit, es sei denn sie erschießen jemanden der nicht mitspielen wollte.

Dann gibt es noch Verbrechen aus Leidenschaft, denen kann man aber aus dem Weg gehen, wenn man eventuelle Angebote liierter Personen nicht nachkommt.

Quintessenz: Es sterben prozentual natürlich mehr Menschen in Brasilien an Gewaltverbrechen, aber ein Außenstehender ist davon nicht so sehr betroffen.

Es versteht sich dabei aber von selbst, dass man sein Risiko reduzieren kann, wenn man keinen Wohlstand zur Schau trägt.

Wohnen

Ich würde mal vier verschiedene Möglichkeiten zum Wohnen kategorisieren:

  • Einfamilienhaus
  • Einfamilienhaus im "Condomínio fechado".
  • Apartment im Hochhaus
  • Apartment im Wohnblock

Die Zimmergröße in Brasilien ist deutlich kleiner als in Deutschland. Der Platz, den eine normale 2 Zimmer Wohnung einnimmt, wird in Brasilien für eine 3 Zimmer Wohnung verwendet.


Die Einfamilienhäuser stehen auf Parzellen, 'Lote' genannt, die zwischen 200 und 350 qm groß sind. Normalerweise handelt es sich um Bungalows. Keller findet man in Einfamilienhäusern generell nicht. Oft werden neue Wohnviertel als ganze geplant und gebaut. Dann schaut jedes Haus identisch aus wie es bei Asterix bei den Briten schön persifliert wurde. Aber das hält nicht lange. Der eine baut vorne an. Der andere hinten noch ein weiteres kleines Haus. Der dritte legt noch ein Stockwerk oben drauf. Je nach Geldbeutel und Bedürfnissen. Da es im privaten Hausbau keinen schert wer was wie baut hat man dabei viele Freiheitsgrade. Nach 10 Jahren ist jedes Haus individuell.


Condomínios fechados sind geschlossene Wohnviertel. Die haben eine Mauer außen rum. Ein Pförtner achtet darauf, dass nur Anwohner und angemeldete Gäste in das Viertel kommen. Solche Condomínios beherbergen zwischen 10 und 100 Häusern. Es gibt Gemeinschaftsbereiche wie Pool mit Grillplatz oder einen überdachten Bereich zum Feiern.

In den Condomínios gibt es normalerweise etwas mehr Regeln, als außerhalb. Bautätigkeiten sind oft reguliert und müssen normalerweise angemeldet werden. Ich kenne Condomínios, wo alle Häuser identisch sind, und andere, wo sich jeder sein eigenes Haus verwirklicht hat.

Im Gegensatz zu normalen Einfamilienhäusern, sind die in Condomínios teurer und man muss den Condomínio natürlich auch bezahlen. Diese Gebühren sind sehr unterschiedlich, teilweise hoch. Da lohnt sich durchaus ein Vergleich, bevor man sich einmietet oder eine Immobilie erwirbt.

Der unschätzbare Vorteil, für jemanden der zwar in Brasilien lebt, aber nicht über ein familäres Netzwerk verfügt, ist der Eigentumsschutz. Wenn man z.B. für ein Projekt doch mal wieder nach Deutschland muss, und ein paar Monate gutes Geld anschaffen geht, steht ja das Haus in Brasilien eher leer. Wenn man ein Haus nicht in der besten Wohnlage hat, kann es durchaus vorkommen, wenn dieses Haus offensichtlich nicht bewohnt ist, dass da mal jemand schaut ob es nicht was zu holen gibt, oder im Extremfall auch gleich noch einzieht. Das gibt es ja in Spanien auch. Innerhalb eines Condomínios kann einem das egal sein, da passiert nichts.


Für Apartments in Hochhäusern gilt eigentlich das Gleiche, wie für die Condomínios. Die Sicherheitslage ist noch etwas besser, da so ein Objekt leichter zu überwachen ist. Es gibt normalerweise in einem Stockwerk einen Gemeinschaftssaal für Feste, Ein Pool auf dem Dach ist auch die Norm. Alles noch weiter geregelt als in den Condomínios. Die Wohnungen sind etwas beengter als die Häuser und, wie in Hochhäusern üblich, deutlich anonymer. Wer das möchte, ist dort gut aufgehoben.


Die Apartments in Wohnblocks sind von den Bauten vergleichbar mit Deutschland. Eben so Wohnblöcke mit mehreren Eingängen, Vier bis Fünf Stockwerke hoch. Normalerweise ohne Aufzug dafür mit engen Treppenhäusern ausgestattet. Die Wartung ist meist mangelhaft, da sie kaum Profite erwirtschaften. Dafür sind sie deutlich günstiger als die oben genannten Apartments. Wenn man wirklich kein Geld hat, kann man sich dort einmieten. 

Solarenergie

Brasilien ist super geeignet für Solarenergie. Das hat hat zwei Gründe:

1 Die jährliche Globalstrahlung (Sonnenenergie) ist in etwa doppelt so hoch wie in Deutschland. Man braucht also nur die Hälfte der Solarpanels für die gleiche erzeugte Energie.

2. Die brasilianische Gesetzgebung unterstützt die Betreiber von Solarkraftwerken. Man kann zwar damit kein Geld verdienen, bekommt aber 75% von eingespeisten Strom wieder kostenlos zurück. Das funktioniert auch bei mehreren Haushalten. Sprich ich speise von einem Haus ein und kann noch vier weitere Häuser davon profitieren lassen. Dadurch entfallen die Kosten für Batterien. Man kann also tagsüber Energie ernten, und abends die Klimaanlage anschalten und die geerntete Energie wieder verbrauchen.